Sabbatical-Interview mit Steffi #10: bis das Geld ausgeht – Weltreise als Paar

Mit ihrem Mann Matthias ist die Schweizerin Steffi gerade auf Weltreise. Den Traum davon hat sie schon seit sie acht Jahre alt ist. Sicher auch ein Grund, warum sie als Reiseberaterin arbeitet. Die Weltreise war also lange geplant, und  im Oktober 2020 sollte es  losgehen. Doch dann legte Corona die Welt lahm, und alles geriet durcheinander. Wann und wohin sie trotzdem auf Weltreise gegangen ist, was sie mit ihren zwei Katzen gemacht hat, was ihre Inspirationsquellen und Spartipps sind, verrät Steffi heute im Sabbatical-Interview.

Kurzprofil Steffis & Matthias' Sabbatical
  • Reisemotto: Einmal rund um die Welt
  • (Bisherige) Reiseziele: Island – Ecuador (inkl. Galapagosinseln) – Peru – Mexiko – Kanada – Sri Lanka – Australien
  • Dauer: ca. 1 Jahr
  • Von … bis …: 1.8.2021 – uns das Geld ausgeht (max. Ende Juli 2022)
  • Reiseart: Als Paar
  • Reisetyp: Flashpacker
  • Koffer oder Rucksack: Koffer & Koffertasche
  • Gesamtbudget pro Person: Ca. 25’000 Euro
  • Impfungen: Durch unsere Reisen waren wir bereits ‘gut’ geimpft, haben aber einiges auffrischen lassen: Tollwut, Gelbfieber, Japanische Enzephalitis und Hepatitis A.
  • Jobs: gekündigt
  • Wohnung: gekündigt & ausgezogen
  • Aus der Schweiz abgemeldet: Nein, es ist in der Schweiz versicherungstechnisch einfacher, angemeldet zu bleiben.
  • Versicherungen: Unsere Krankenversicherung haben wir laufen lassen (wir waren ja nicht abgemeldet, dann ist es Pflicht), eine Unfallversicherung haben wir zusätzlich abgeschlossen, denn die Krankenversicherung greift da nicht. Reiseversicherung, Hausrat, Privathaftpflicht und Rechtsschutz haben wir auch laufen lassen, und neu abgeschlossen für die Reise haben wir eine Invalidenversicherung. Diese werden wir nach der Reise aber wieder kündigen.
Matthias und Steffi auf ihrer Weltreise in Ecuador
Matthias und Steffi auf ihrer Weltreise in Ecuador

Warum habt ihr euch für ein Sabbatical entschieden?

Schon als kleines Kind meinte ich zu meinen Eltern, dass ich irgendwann einmal eine Weltreise machen würde. Damals war ich etwa acht Jahre alt. Für mich ist Reisen meine größte Motivation im Alltag. Kein Wunder, dass ich als Reiseberaterin arbeite. Die fremden Kulturen und die wunderschönen und abwechslungsreichen Landschaften weltweit haben mich schon immer in ihren Bann gezogen. Doch nur Urlaub reichte halt irgendwann nicht mehr. Noch während meines viermonatigen Sprachaufenthaltes 2013 in Vancouver (Kanada) habe ich begonnen, meine Weltreise zu planen – allein, denn meinen Mann lernte ich erst kurz später kennen.

Steffi und die Niagarafälle bei Toronto in Kanada
Steffi und die Niagarafälle bei Toronto in Kanada

Vorlaufzeit: Wie lange habt ihr die Auszeit geplant?

Seit wir uns kennen war klar, dass die Weltreise irgendwann zusammen stattfinden wird. Wir sind bereits seit Anfang an immer viel gereist, 2017 hatten wir dann sowas wie einen Testlauf: drei Monate durch Australien & Asien. Richtig intensiv gespart & geplant dafür haben wir seit 2017.

Geplant war der Start der Reise für Oktober 2020, dieser wurde dann aufgrund der Pandemie verschoben. Ich habe oft geheult und war sehr unglücklich deswegen (schließlich war nie klar, wie lange mein langersehnter Lebenstraum nicht durchgeführt werden konnte), doch aufgeben oder den Traum komplett abzusagen war nie eine Option. Für uns war von Anfang an klar: Sobald die Situation etwas besser wird, starten wir!

Der Start & die Reise gestalten sich trotz Pandemie relativ einfach, etwas mehr Formulare, einige PCR-Tests und weniger Tourismus, aber sonst ist es nicht viel anders als vorher.

Matthias und Steffi vor einem Viadukt in Sri Lanka
Matthias und Steffi vor einem Viadukt in Sri Lanka

Was habt ihr mit Jobs und Wohnung gemacht?

Da wir uns so frei wie möglich fühlen wollten, haben wir Job und Wohnung gekündigt. Unsere Sachen stehen aktuell in einer Lagerbox.

Und mit euren beiden Katzen?

Die beiden leben seit gut einem Jahr bei meinen Eltern (natürlich nur vorübergehend). Da sind wir sehr froh drum, und ihnen geht es super! Das beruhigt einen ja doch sehr, wenn man so weit weg von seinen Vierbeinern ist.

Steffi am Strand von Australien
Steffi am Strand von Australien

Wie finanziert ihr die Auszeit?

Wir reisen von unserem Ersparten. In Kanada haben wir einen HouseSit gemacht und in Australien auf einer Farm geholfen. So haben wir fast sechs Wochen lang fast kein Geld ausgegeben.

Matthias und Steffi vor einem Wasserfall am Start ihrer Weltreise in Island
Matthias und Steffi vor einem Wasserfall am Start ihrer Weltreise in Island

Ihr seid im August 2021 gestartet, habt also bereits acht Monate Weltreise erlebt. Wie war eure Reiseroute?

Unsere Route war relativ spontan, da wir schauen mussten, welche Grenzen geöffnet waren. Eine Liste mit ‚von uns bevorzugten Destinationen‘ hatten wir natürlich trotzdem. Seit dem Start unserer Weltreise waren wir

  • 3 Wochen in Island,
  • 5 Wochen in Ecuador (inkl. Galapagos-Inseln),
  • 4 Wochen in Peru,
  • 3 Wochen in Mexiko (Mexiko Stadt & Yucatan),
  • 2 Monate in Kanada (Vancouver, HouseSit in British Columbia, Toronto & Niagara Fälle),
  • 4 Wochen in Sri Lanka.

Aktuell sind wir in Australien im Bundesstaat New South Wales, davor sind wir mit einem Campervan für 3 Wochen von Brisbane nach Cairns gereist. Zurzeit helfen wir auf einer Farm für 2,5 Wochen, welche wir über die Plattform ‚Workaway‚ gefunden haben. Danach sind Tasmanien und Neuseeland, welches die Grenzen jetzt auch endlich öffnet, geplant.

Matthias und Steffi an der Äquator-Linie bei Quito in Ecuador
Matthias und Steffi zu beiden Seiten der Äquator-Linie in der Nähe von Quito in Ecuador

Ihr seid ja mit einem One-Way-Ticket nach Island gestartet. Brauchtet ihr schonmal für die Einreise in ein Land ein Weiterflugticket?

Ja, einmal und zwar von Ecuador nach Peru. Bis heute sind wir uns nicht sicher, ob das so korrekt war, aber wir hatten nicht mehr viel Zeit bis zum Flug und mussten handeln. Wir haben kurzerhand einen anderen Weiterflug gebucht, ansonsten wäre Onward eine Alternative gewesen. Wenn man weiß, wohin man danach reisen möchte, macht der gebuchte Weiterflug aber mehr Sinn. Auf Onward kann man sich ein Flugticket kaufen (für knapp 12 US-$), welches nach einer gewissen Zeit wieder verfällt.

Matthias auf einem Sandbuggy in der Wüste in Peru
Matthias auf einem Sandbuggy in der Wüste in Peru

Housesitting: Ihr habt auch einen Monat in Kanada einen Housesit gemacht. Wo und wie kam es dazu?

Über Instagram haben wir mitbekommen, dass mehrere Weltreisende Housesits über Trusted Housesitter gemacht haben. Wir vermissen unsere zwei Fellnasen zu Hause sehr und schauten uns die Option aufgrund dessen an. Wir haben uns also über die Plattform angemeldet und mit einer Sitterin in British Columbia (Kanada) einen Video-Call geführt. Es hat gematcht und so haben wir im Dezember 2021 / Januar 2022 für vier Wochen auf Haus, Hund und Katze aufgepasst.

Bei Trusted Housesitters kannst du unterschiedliche Mitgliedschaften abschließen, wir haben uns für die ‚Basic Sitter‘-Variante entschieden. Die Unterschiede sind auf der Website gut ersichtlich. Danach kannst du die Housesits aussuchen und anschreiben. In den meisten Fällen gibt es dann einen Video-Call, um sich etwas besser ‘kennenzulernen’. Wir empfehlen, die offenen Fragen direkt bei diesem Call zu stellen. Wenn die Zusage erteilt wird, kann die Vorfreude genossen werden. Meist trifft man sich kurz vorher, um noch einige Details zu besprechen, für die Schlüsselübergabe und natürlich um die Tiere kennenzulernen.

Wenn du die Mitgliedschaft über unseren Freundschaftslink abschließt, bekommst du sie 25% günstiger.

Steffi blickt auf einen Leuchtturm in Vancouver, Kanada
Steffi blickt auf einen Leuchtturm in Vancouver, Kanada

Reise-Spartipps: Mit Island, Kanada und Australien, habt ihr euch ja auch ein paar ziemlich teure Länder für die Reise ausgesucht. Wie schafft ihr es trotzdem, die Reisekosten gering zu halten?

Das ist wohl wahr. Das war uns auch von vornherein bewusst, und wir wollen, wenn wir ehrlich sind, nicht auf alles verzichten, nur um des Sparens willen. Soll bedeuten: Wir buchen zwar sehr gerne Hostels, diese müssen aber einigermaßen zentral und sauber sein. Zu unserer Reisevorbereitung für ein neues Land gehört auch, den günstigsten Supermarkt des Landes zu finden – da sind die Unterschiede immens. Essen kaufen wir oft und kochen selbst oder nehmen Sandwiches mit.

Wir überlegen, was wir wirklich sehen möchten, aber wenn eine Sehenswürdigkeit teuer ist, sie uns aber wirklich interessiert, geben wir das Geld gerne aus. Selbes gilt auch für Ausflüge, wobei wir hier immer die Anbieter:innen vergleichen. In asiatischen oder südamerikanischen Ländern essen wir oft Streetfood – günstiger und in den meisten Fällen besser und authentischer als im Restaurant.

Und dann natürlich Trusted Housesitter und Workaway. Vor allem zweiteres ist eine tolle Möglichkeit, das Land und die Kultur von einer anderen Seite kennenzulernen und dabei Geld zu sparen.

Mann und Seehund auf Bänken auf den Galapagos-Inseln in Ecuador
Mittagsschlaf Galapagos-Art

Workaway: Aktuell helft ihr gerade gegen Kost & Logis auf einer Farm im australischen Outback. Wie seid ihr darauf gekommen?

Auch dies haben wir bei einigen Reisenden auf Instagram gesehen. Wir wollen Australien besser kennenlernen und nicht nur die touristischen Regionen sehen. Vor allem, ich liebe das Outback, die Weite und die Stille. Wie es wohl sein würde, auf einer Farm im Outback zu leben? An einem Ort, an dem der Himmel endlos zu sein scheint? Mit Workaway konnten wir dies ausprobieren! Auch hier meldest du dich über die Plattform an und bezahlst eine Mitgliedschaftsgebühr. Danach kannst du mit den Hosts per Nachricht in Kontakt treten und die Details besprechen. Es gibt unterschiedliche Gesuche und auch viele Aufgaben, die erledigt werden können und müssen. Für uns war es eine tolle Erfahrung und eine schöne Abwechslung des Unterwegsseins. Wir haben viel gelernt, gearbeitet und gelacht.

Was sind die größten Herausforderungen beim Reisen als Paar? Was macht ihr, damit es trotzdem gut läuft?

Obwohl wir schon immer viel zusammen gereist sind und lange Zeit zusammengewohnt haben, ist die Situation nun doch eine andere. 2017 hatten wir ‘getestet’, wie das 24/7 so läuft und sind für drei Monate durch Australien und Asien gereist. Natürlich gibt es immer wieder Reibereien und Diskussionen. Am Ende des Tages ist es wichtig, sich zu vertragen. Wir geben uns auch immer den gewünschten Freiraum, machen aber eigentlich auch gerne alles zusammen und haben viiiele gemeinsame Interessen – vor allem auf Reisen.

Du hast erzählt, dass euch die Reisemüdigkeit bisher nicht erwischt hat. Was ist euer Geheimnis?

Durch die Reise 2017 ist uns aufgefallen, wie wir lieber reisen würden: etwas langsamer. Natürlich möchte man soviel wie möglich sehen, es bringt aber auch nichts, wenn man dann keine Lust mehr hat. Wir sind oft mehr als eine Nacht an einem Ort und machen bewusst auch mal „freie Tage“, an denen wir nichts Großes unternehmen. Durch den Housesit und die Farmarbeit haben wir auch eine Pause des Reisens erleben dürfen.

Steffi und Matthias vor dem UNESCO-Weltnaturerbe Machu Picchu
Steffi und Matthias vor dem UNESCO-Weltnaturerbe Machu Picchu in Peru

Was waren bisher eure schönsten Momente auf Reisen? Welche Träume habt ihr euch erfüllt?

Erlebt haben wir viele tolle und unvergessliche Momente, doch um dies abzukürzen, nenne ich hier unsere top Five:

  1. Die Erkundung des Machu Picchu
  2. Scenic Flight über das Great Barrier Reef
  3. Die wunderbare Welt der Galapagos-Inseln
  4. Der kalte Winter in Kanada
  5. Die Sonnenuntergänge im australischen Outback

Abrunden würde diese Liste die Sichtung von Wombats in freier Wildbahn und die Reise durch Neuseeland.

Steffi beim Scenic Flight über das Great Barrier Reef in Australien
Steffi beim Scenic Flight über das Great Barrier Reef in Australien

Gab es auch mal eine kritische Situation?

Bis jetzt fällt uns nichts ein – zum Glück. Die einzige kritische Situation war, dass wir unser Resultat des PCR-Tests in Sri Lanka nicht rechtzeitig bekommen hätten, wenn wir nicht nochmals zurück zur Teststation gefahren wären und uns das Resultat selbst abgeholt hätten …

Berg Cotopaxi in Ecuador
Schneebedeckter Cotopaxi in Ecuador

Letzte Frage: Was würdet ihr jemandem empfehlen, der:die auch eine Reise-Auszeit nehmen möchte, sich aber noch nicht so richtig traut?

Einfach mal machen – könnte ja gut werden! Was zwar klingt, wie einfach so dahergesagt, meine ich wirklich so. Zurückfliegen kannst du immer, wenn du merkst, dass es nichts für dich ist. Ob du alleine reist oder nicht, spielt auch gar keine Rolle, denn ich finde, dass du in beiden Fällen jede Menge über dich lernen kannst – und wenn dies mal nicht die beste Form für Persönlichkeits-/Weiterentwicklung ist…

Über Steffi und One Soul and Thousand Memories

Matthias und Steffi vor dem Openhaus in Sydney
Matthias und Steffi vor dem Openhaus in Sydney

Als Reiseberaterin gehört es zu meinen täglichen Aufgaben, meinen Mitmenschen die wundervollen Abenteuer, die ich unterwegs erlebe, weiterzugeben. Da mir dies noch nicht reicht, und es mir ausserdem sehr viel Spaß macht, zu schreiben und zu fotografieren, möchte ich meinen Blog One Soul and Thousand Memories nutzen, um meine Erlebnisse an DICH weiterzugeben. Ich möchte dir zeigen, wie ich die Welt entdecke – eben ‘see the world through my eyes’.

Steffi vor Felswand in Island
Steffi vor Felswand in Island

Alles was ich anpacke, tue ich mit Herz und Leidenschaft. Ich bin eine große Träumerin, ab und an aber auch wieder voll und ganz eine Realistin. Zusammen mit meinem Mann Matthias erobere ich die Welt! Keine Abenteuer davon möchte ich missen, jedes Land ist eine neue Erfahrung für sich. Ob Australien, Amerika oder Afrika – meine Neugier kennt keine Grenzen. Hier mal fünf Artikel von meinen Reisen zum Reinlesen:

Auf Instagram nehme ich dich (fast) täglich mit durch die Welt und teile meine Gedanken: One Soul Thousand Memories

Du hast Fragen zu meiner Reise? Dann melde dich gerne unter: onesoulthousandmemories (at) gmx.ch

Tipps für die Weltreise

Schilfboot auf dem Titicacasee in Bolivien
Wie gemalt: Schilfboot auf dem Titicacasee in Bolivien

Mehr Erfahrungsberichte: alle Auszeit-Interviews auf Modern Sabbatical: