Sabbatical-Interview mit Nicole #18: in 66 Tagen um die Welt – perfekt geplantes Mikro-Sabbatical dank Überstunden und Urlaub

Einmal um die Welt in nur knapp 10 Wochen? Nicole hat es geschafft – dank akribischer Planung und einem Berg von Überstunden und Urlaubstagen. Solo reiste sie durch 7 auserlesene Länder einmal um den Globus. Neben ihrem Plan A, hatte sie noch Alternativen B, C und D im Gepäck. Sicher ist sicher. In ihrem Mikro-Sabbatical überließ sie nichts dem Zufall, auch wegen ihrer akuten Angst, etwas zu verpassen. Mit dabei: ein Koffer voller Abenteuerlust, eine solide Finanzplanung und etwas, das sie „dunkles Karma“ nennt. Was es damit auf sich hat, warum Solo-Reisen den Mutmuskel trainieren und was sie heute anders machen würde, verrät sie im Interview. Viel Spaß beim Lesen!

Kurzprofil 66 Tage Solo-Weltreise
  • Reisemotto: Offiziell: Around the world in 66 days – Inoffiziell war der Name meines damaligen Reiseblogs “The Whiny Wanderer” Programm 😉
  • Reiseziele: Kanada, USA, Fiji, Neuseeland, Philippinen, Südafrika, England
  • Dauer: 3 ½ Monate, davon 66 Tage um die Welt
  • von … bis: Sept.-Dez. 2019
  • Alter bei Reisestart: 37
  • Reiseart: solo
  • Reisetyp: Flashpackerin
  • Koffer oder Rucksack: Koffer
  • Gesamtbudget: 15.000 Euro
  • Impfungen: Tollwut, Japanische Enzephalitis, Cholera, Hep A, Hep B, Typhus, Tetanus. Außerdem hatte ich Malaria-Prophylaxe (Malarone) dabei. Ansonsten bin ich gegen alles geimpft, gegen das man geimpft sein kann.
  • Job: Das Sabbatical wurde aus Überstunden und Jahresurlaub “finanziert”, danach ging es ganz normal zurück in den Job.
  • Wohnung: stand leer
  • Pflanzen: wurden von Freundinnen versorgt
  • Aus Deutschland abgemeldet: nein
  • Versicherungen auf Reisen: Hanse Merkur 5 Sterne Premiumschutz
  • Kranken- und Rentenversicherung in DE: Lief weiter, da ich während der Sabbatical-Zeit ganz normal Gehalt bekommen habe.

Warum hast du dich für ein Sabbatical entschieden?

Nicole streichelt einen Geparden in Südafrika
Nicole streichelt einen Geparden in Südafrika

Ich war schon in der Grundschule diejenige, die immer gesagt hat, sie wandert mal aus. Das ist nun offensichtlich nicht passiert, aber immerhin war ich nach meiner Schulzeit mehrmals lange im Ausland unterwegs

  • als Au Pair in Washington D.C.,
  • zum Studieren in Australien,
  • beim Praktikum in New York City,
  • auf langem Sprachkurs in Spanien,
  • als Volunteer beim Vancouver International Film Festival und
  • dann konnte ich in meinem ersten Job noch einige Zeit in London arbeiten.

Und plötzlich war das alles vorbei und ich saß in einem Bürojob, habe Überstunden ohne Ende geschrubbt und war, wenn’s hochkam, ein, zwei Mal im Jahr eine Woche irgendwo in Europa unterwegs. Dabei bestand meine Bucket List eigentlich zu 99,9% aus Reisezielen und -aktivitäten.

Und nach 10 Jahren im Job dachte ich mir einfach: Das kann nicht alles sein. Der Auswander-Zug war zwar langsam abgefahren, aber Sabbatical – das war eine Option, um mal wieder rauszukommen, was anderes zu sehen und was für MICH zu machen. Und obwohl es in meiner damaligen Firma kein Sabbatical-Programm gab, hat mein Chef sich darauf eingelassen, meine Überstunden in Urlaubstage umzuwandeln und mich nach Ende eines mehrjährigen Großprojekts ein paar Monate von dannen ziehen zu lassen.

Reiseroute: Wann und wie lange warst du unterwegs?

See-Berg-Panorama in Kanada
See-Berg-Panorama in Kanada

Das Sabbatical war insgesamt 3 ½ Monate, von Mitte September bis Ende Dezember 2019, die ich aber nicht komplett unterwegs war. Die große Reiseroute ging knapp 10 Wochen (von 22.9. bis 27.11.), dann gab’s kurzen Heimaturlaub, danach bin ich nochmal 1 Woche losgezogen und war schließlich über Weihnachten noch ein paar Wochen zuhause, um ein bisschen zu entspannen.

Klingt eigentlich schon fast zu kurz für einen Sabbatical, aber mehr war zeitlich und finanziell einfach nicht drin. Aber da FOMO bei mir ein großes Ding ist, habe ich versucht, das Maximum rauszuholen:

  • Gestartet bin ich in Kanada, wo ich von Calgary aus in die Rocky Mountains gefahren bin und 1 ½ Wochen Jasper und Banff unsicher gemacht habe.
  • Von da ging’s 1 ½ Wochen in die USA, wo ich die Nationalparkroute von Salt Lake City bis Los Angeles gefahren bin.
  • Dann ging’s für einen 3-Tage-Stopover nach Fiji und von da aus
  • 3 Wochen nach Neuseeland (Nord- und Südinsel).
  • Danach war ich 2 Wochen auf die Philippinen und dann noch
  • 1 ½ Wochen nach Südafrika.
  • Dann war ich erstmal 2 Wochen zuhause, bis ich nochmal
  • 1 Woche nach London gefahren bin.
  • Die letzten 2 Dezemberwochen war ich dann wieder daheim,
  • bis es am 2. Januar wieder losging mit Arbeiten.

Wie konkret hast du deine Reiseroute im Voraus festgelegt?

Zum Sonnenuntergang im Monument Valley in den USA
Zum Sonnenuntergang im Monument Valley in den USA

Extrem konkret. Manch einer würde sagen “übertrieben konkret”. 🙂 Ich habe insgesamt 9 Routen vorgeplant bis ich mich für eine Route entschieden habe (und am Ende ist es die geworden, mit der ich am wenigsten gerechnet hatte).

Alles, was ging, war im Voraus gebucht – Flüge, Hotels, Aktivitäten etc. Ich hatte ein großes Excel-Sheet, in dem jeder Tag vorgeplant war – wo ich hin möchte, welche Aktivitäten ich mache, wie lange die Fahrzeiten zwischen Orten sind, Infos zu Wanderungen, Fotospots etc. Auch Pausentage waren von vorne herein eingeplant, um mir Verschnaufer zu geben.

Mein Budget war so genau berechnet, dass ich sogar wusste, was ich wo für Taxis zahlen muss. (Und am Ende kam ich, trotz ungeplanter Ausgaben während der Reise, tatsächlich 50 Euro unter Maximalbudget raus.)

Man merkt also: Ich habe wenig dem Zufall überlassen. Aber mir hat das einfach wahnsinnig Sicherheit gegeben, insbesondere als alleinreisende Frau, genau zu wissen, wann ich wo bin, wo ich jede Nacht schlafe etc., und das auch Leute zuhause wissen zu lassen, für den Fall, dass ich irgendwo verschollen gehe. Deshalb war die Liste auch diversen Freunden freigegeben.

Wenn ich mal irgendwo mehrere Tage war, hab ich den Plan immer wieder dem Wetter und meiner Laune nach angepasst. Doch dadurch, dass ich selten mehr als eine Nacht am selben Ort verbracht habe, hat es auch mit meinem FOMO geholfen, dass ich im Vorfeld einfach viel recherchiert habe, was ich unbedingt sehen wollte und so nicht das Gefühl hatte, ich habe alles mögliche verpasst, weil ich mich einfach habe treiben lassen. (Man muss dazu aber auch sagen, dass ich schon immer eine eher “schnelle” Reisende war. Wo andere eine Woche in derselben Stadt verbringen können, langweile ich mich nach 24 Stunden schon.)

Würdest du die Reise heute nochmal genauso machen?

Wanaka Tree in Neuseeland
Wanaka Tree in Neuseeland

Nein. Im Nachhinein betrachtet wollte ich zu viel in zu kurzer Zeit schaffen, weil ich dachte, so eine Chance habe ich nie wieder, und ich muss mitnehmen was geht. Dafür habe ich aber überall Abstriche machen müssen, weil das Budget (das ich in der Planungsphase ohnehin schon nochmal um die Hälfte erhöht habe) einfach endlich war, selbst wenn zeitlich ja durchaus noch Luft gewesen wäre.

Aber wenn man alleine unterwegs ist, explodieren die Kosten deutlich schneller, als wenn man sich Hotelzimmer, Mietwagen etc. mit jemandem teilen kann. Und ich bin auch aus dem Alter raus, wo ich in Hostel-Dorms schlafen oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein möchte. Und so sehr ich die Reise machen wollte, hatte ich doch immer diese nagende Stimme im Hinterkopf, die sagte “Bist du sicher, dass du dir das leisten kannst?”. Für mich war das immerhin die höchste Summe, die ich je an einem Stück ausgegeben habe.

Heute denke ich mir: Mach den Extra-Tag. Buch die Experience. Fahr den Umweg, wenn er zu einem Ort führt, den du wirklich sehen möchtest. Am Ende ärgerst du dich mehr über die Erfahrungen, die du nicht gemacht hast, als über ein paar Extra-Euros. Natürlich muss ich immer noch Abstriche machen, aber ich überlege mir heute deutlich besser, worauf ich wirklich zu verzichten bereit bin und wo ich bereit bin, mehr zu investieren.

Meine Reisegeschwindigkeit hat auch dafür gesorgt, dass ich sehr wenig Pufferzeiten für schlechtes Wetter, Krankheit etc. hatte. Die vorgeplanten Pausentage waren zwar theoretisch eine gute Idee, kamen am Ende jedoch meistens am falschen Tag, an dem ich sie nicht gebraucht hätte, während ich bei Müdigkeit, Krankheit etc. einfach trotzdem weiter musste.

Ich habe aber auf jeden Fall auch für mich gelernt, dass ich nicht der “ich packe mal den Koffer und bin dann für ein Jahr weg”-Typ bin. Ich glaube, mein Maximum am Stück sind 4 Wochen. Danach brauche ich entweder wieder ein paar Wochen zuhause oder zumindest 1 Woche Reisepause irgendwo an einem Ort, an dem ich einfach auch ein bisschen rumgammeln und nichts tun kann.

Was waren deine drei Lieblingsstücke im Weltreisekoffer?

Nicole mit Ball unterm Arm auf Monukiri auf den Fidschi-Inseln
Auf den Spuren des Films Castaway (mit Tom Hanks): Nicole mit Schwimmshirt und Ball unterm Arm auf Monukiri auf den Fidschi-Inseln

Ich bin leidenschaftlich (…schlechte Amateur-)Fotografin, d.h. auf solchen Reisen ist immer die Kameraausrüstung dabei. Normalerweise schleppe ich die Hälfte davon umsonst mit (z.B. meine ND-Filter und mein Stativ). Doch diesmal sind sie wirklich zum Einsatz gekommen und es kamen ein paar ganz coole Fotos dabei raus. (Und es ist wirklich spannend, was ein Stativ ausmacht – plötzlich hält dich jeder für den totalen Profi und möchte, dass du Fotos von ihm macht oder will mit dir über Bildkompositionen reden).

Was ich auch immer gern einpacke bei längeren Reisen sind Trocknertücher. Da wird dann immer eins ausgepackt und in den Koffer gelegt, wenn die Wäsche etwas anfängt zu müffeln. Ich hatte auch im Voraus geplant, wo und wie oft ich Wäsche waschen kann und hatte mir genau die passende Anzahl Waschmittel-Pods mitgenommen. Das war ganz praktisch, weil ich sie immer direkt zur Hand hatte und sie nicht viel Platz weggenommen haben.

Nachdem ich mir auf Fiji den schlimmsten Sonnenbrand meines Lebens geholt hatte, habe ich auch noch in ein Schwimmshirt investiert, das auch jetzt noch mein treuer Begleiter bei jeder Schnorcheltour ist.

Das unnützeste Gadget, das du dabei hattest?

Mein Selfie-Stick. Den hatte ich extra für die Reise gekauft, damit ich nicht wieder mit null Bildern von mir nach Hause komme (wie meistens, wenn ich alleine unterwegs bin). Am Ende habe ich ganze 3 Fotos damit gemacht – keines davon Fotoalbum-würdig.

Deine Tipps, um kostengünstig zu reisen?

Also ich bin definitiv nicht der Sparfuchs, wenn’s um Reisen geht. Am ehesten spare ich am Essen. Alleine essen gehen oder im Café sitzen ist sowieso nicht so mein Ding. Deshalb ernähre ich mich auf Reisen viel aus dem Supermarkt und hab auch hier bei der Planung eher geschaut, dass ich zumindest alle paar Tage ein Zimmer mit Küchenzeile oder Mikrowelle und/oder Kühlschrank hatte.

Zum Zeitpunkt der Reise war ich Star Alliance Frequent Traveller und dachte, ich versuche es verstärkt mit Meilen sammeln, um ggf. am Ende noch was “zurückzukriegen” (in Form eines weiteren Fluges), aber das war tatsächlich nicht so ergiebig. Zum einen, weil ich nicht alle Flüge mit der gleichen Allianz machen konnte. Zum anderen, weil ich die meisten Tipps zum zusätzlichen Meilen sammeln, ehrlich gesagt, ziemlich aufwändig finde und im Alltag nie daran denke, etwas davon zu machen. Ich hatte allerdings von vorherigen Reisen genug gesammelt, um meinen Flug von Deutschland nach Calgary größtenteils mit Meilen bezahlen zu können.

Zum Solo-Reisen als Frau: War es schwer für dich, dich alleine auf den Weg zu machen und alleine unterwegs zu sein?

Pinguine in Südafrika
Pinguine in Südafrika

Ich bin schon seit Ende meiner Schulzeit viel alleine im Ausland unterwegs gewesen, deshalb war das nichts Neues für mich. Mein Motto ist hier immer: Ich kann es entweder alleine machen oder gar nicht. Und “gar nicht” ist für mich einfach keine Option. Kostet das im ersten Moment immer etwas Überwindung, alleine zu buchen? Klar, aber mit jeder Reise wird man auch ein bisschen mutiger.

Aber das Sabbatical war trotzdem nochmal eine etwas andere Nummer, vor allem weil es so eine Menge Geld war. Als ich angefangen habe, die ersten Flüge zu buchen, habe ich schon ein paar Tage in eine Papiertüte geatmet und alle meine Lebensentscheidungen in Frage gestellt. Und auch nach mittlerweile über 30 Solo-Reisen bin ich, wenn’s losgeht – egal ob Wochenendtrip oder Weltreise – immer noch super aufgeregt und muss mir den Tag immer mental in kleine Steps einteilen (“Erstmal zum Flughafen”, “Sitzplatz im Flieger finden”, “Mietwagen abholen”, “Hotel einchecken” etc.). So wirkt alles sofort viel machbarer. Und ab Tag 2 ist die Aufregung dann gewöhnlich weg.

Ich denke, hier sollte man sich einfach immer fragen: Glaube ich, dass ich an den Zielen, die ich mir ausgesucht habe, alleine klarkomme? Bei meinen Sabbatical-Zielen war das, bis auf Südafrika, der Fall (da war ich mit Guide unterwegs).

Die letzten drei, vier Jahre bin ich nichtsdestotrotz auch dazu übergegangen, Gruppenreisen zu machen zu solchen Zielen, bei denen ich das Gefühl habe, die Sprachbarriere ist mir zu groß, die touristische Infrastruktur ist noch nicht so gut ausgebaut oder auch: Da möchte ich als Frau nicht alleine unterwegs sein.

Und auf diesen Reisen habe ich auch schon Leute getroffen, die die Gruppenreise als Teil eines Sabbaticals gemacht haben und die, wenn der Rest der Gruppe wieder nach Hause geflogen ist, alleine weitergezogen sind. Das kann man als Option also durchaus im Auge behalten. Die Anbieter, mit denen ich hier bisher unterwegs war (Viventura für Südamerika, World Insight für den Rest der Welt) bieten die Option an, sich ein Doppelzimmer mit jemandem zu teilen, wenn man alleine unterwegs ist und sich den Einzelzimmer-Zuschuss sparen möchte.

Denn eins muss einem natürlich klar sein: Alleine reisen ist immer teurer. Dafür habe ich aber immer die Freiheit einfach zu machen, wonach mir der Sinn steht. Letztes Jahr war ich z.B. 2 Wochen alleine auf den Lofoten. Wenn ich da um 11 Uhr abends bei Mitternachtssonne noch wandern gehen wollte, bin ich einfach losgezogen und musste nicht erst mit jemand anderem darüber diskutieren, der vielleicht lieber ins Bett gegangen wäre. Oder wenn ich bis 3 Uhr morgens irgendwo in Island auf einer Wiese stehen möchte, weil die Nordlichter so schön sind, dann steh ich da halt. Wäre ich mit Freunden unterwegs, würden die mir ziemlich sicher was anderes erzählen.

Was war das Schlimmste, das dir auf der Reise passiert ist?

Nicole bei schlechtem Wetter in Neuseeland
Nicole bei schlechtem Wetter in Neuseeland

Die ganze Reise war, ehrlich gesagt, ziemlich gespickt von kleineren und größeren Enttäuschungen und Desastern – wie eigentlich fast alle meine Urlaube.

Ich nenne das “mein dunkles Karma” – meine Reisen sind in meinem Gedächtnis gewöhnlich kategorisiert nach

  • “Welche Krankheit hatte ich da?”,
  • “Welche Naturkatastrophe hat mich heimgesucht?” oder
  • “Welches andere Desaster ist passiert?”

Um nur ein paar Beispiele zu nennen:

  • In Kanada hat ein unerwartet früher Wintereinbruch meine Garderobe etwas strapaziert (auf Schnee und zweistellige Minusgrade war ich nicht vorbereitet).
  • Auf dem Weg in die USA bin ich in der berühmt-berüchtigten SSSS-Kontrolle gelandet (ich glaube mittlerweile, ich steh auf irgendeiner Terrorismus-Warnliste, so oft, wie mir sowas passiert…).
  • Der Singapur-Stopover ist dank indischer Großfamilie, die in der Schlange genau vor mir waren und alle noch freien Plätze für die Tagestour gebucht hat, ausgefallen.
  • Auf Fiji habe ich einen Tag ungeplant die Fische gefüttert (Aspirin und Reisetabletten sehen seeeehr ähnlich aus. Darauf achten, was man einpackt, wenn man den ganzen Tag auf einem Boot unterwegs ist und schnell seekrank wird).
  • Wandern in Neuseeland bei Hagel, Sturmböen und Nebel war nicht das landschaftliche Highlight, auf das ich mich gefreut hatte.
  • Und der Heli-Rundflug, den ich mir in Kapstadt geleistet habe, war super für die Leute, die auf der anderen Seite im Hubschrauber gesessen und tatsächlich den Tafelberg und die Stadt gesehen haben – während ich eine Stunde auf die Cape Flats und Wasser gestarrt habe.

Tiefpunkt auf den Philippinen

Aber so richtig schief ging alles auf den Philippinen – das Land, bei dem ich schon beim Buchen am meisten gezögert hatte. Durch einen Taifun-Ausläufer bin ich direkt auf der ersten Insel stecken geblieben, saß dort tagelang im Regen und musste meine ganze Strecke umplanen. Der Taifun hat mich aber leider weiter verfolgt, und auch an den nächsten Stopps saß ich quasi nur im Hotel, weil so gut wie alles, was ich geplant hatte, gecancelt wurde.

Und als ich dann endlich auf der ersten Insel mit ein bisschen Sonne ankam, hab ich mir Dengue-Fieber eingefangen (0/5 Sternen – would not recommend). Immerhin war das der Stopp, wo ich mir das teuerste Hotel der Reise geleistet hatte, also hatte ich zumindest ein bequemes Bett zum Dahinsiechen (… und ich hatte mir Sorgen um Malaria gemacht …).

Mittlerweile bin ich aber gegen Dengue geimpft (wichtig, wenn man eine Erstinfektion hatte, da eine Zweitinfektion deutlich häufiger einen schweren Verlauf nach sich zieht!), also hoffe ich, das bleibt in jeder Hinsicht ein einmaliges Erlebnis.

Gut zu wissen: Dengue-Fieber

Apropos: Reisende können sich seit diesem Jahr auch gegen Dengue impfen lassen, wenn sie noch keine Erstinfektion hatten, es ist aber wohl ein bisschen Vorsicht geboten, da die Impfung recht neu ist und Langzeiterfahrungen fehlen. Da die Impfung wie eine Erstinfektion zählt, kann es sein, dass – ich zitiere mal das Robert-Koch-Institut – “das Risiko einer Infektionsverstärkung bei nachfolgender Infektion nicht ausgeschlossen werden kann”.

Was waren deine schönsten Erlebnisse?

Hobbiton stand definitiv auf meiner Bucket List. Deshalb war ich auch gleich 2x da und kann jetzt von mir sagen, dass ich um den Party Tree getanzt bin. 🙂

Ansonsten bin ich im Urlaub einfach eine große Naturliebhaberin und lasse mich sehr von schönen Landschaften hinreißen. Die Rockies fand ich unglaublich schön – und als ich dann mitten in der Larch-Season beim ersten Schnee in einer heißen Quelle saß …

Das sind die Momente, in denen man sich dann doch denkt: alles richtig gemacht. Auch der erste Blick auf Zion vom Mount Carmel Highway aus war grandios. Von den ganzen tiefblau-türkisen Seen mit den witzigsten Namen ever in Neuseeland ganz zu schweigen.

Antelope Canyon in Arizona
Antelope Canyon in Arizona

Im Antelope Canyon habe ich mir eine Fotografen-Tour gegönnt (obwohl sich da immer hart mein Imposter-Syndrom rührt, das sagt “du hast ne Kamera, das macht dich nicht zur Fotografin!”) – beste Investition ever. Wo die anderen Gruppen einmal in Masse durch den Canyon geschoben wurden, ohne Möglichkeit zu stoppen oder mal zurück zu gehen, hatten wir super viel Zeit, konnten uns frei bewegen und alle mussten uns Platz machen und wurden verscheucht, wenn wir mit unseren Stativen kamen, damit wir ja niemanden im Bild hatten.

In Südafrika hatte ich mir versehentlich eine Privattour gebucht (was mir nicht klar was bis ich mit meinem Reiseführer alleine im Auto saß) und hatte einen absolut grandiosen Guide in Kapstadt und Umgebung, der die Tour – die eigentlich eine feste Strecke hatte – auf meine Wünsche angepasst hat, komplett mit Geparden streicheln, Champagner- und Nougat-Verkostung und jeder Menge Extra-Fotostopps.

Am wildesten war aber definitiv was eigentlich ganz Lapidares: das Überqueren der internationalen Datumsgrenze. Ich bin Donnerstagabend in Los Angeles in den Flieger gestiegen (zeitlich 9 Stunden hinter Deutschland). Und als ich 11 Stunden später ausgestiegen bin, war es 5 Uhr morgens am Samstag und plötzlich war ich 10 Stunden VOR Deutschland. Definitiv wibbly-wobbly timey-wimey stuff (und eine Herausforderung beim “Hotels für den richtigen Tag buchen”).

Was hast du gegen Heimweh oder Reisemüdigkeit gemacht?

Mit den 66 Tagen am Stück war ich jetzt ja vergleichsweise gar nicht so lange unterwegs. Aber dadurch, dass ich die Reise so hart durchgetaktet hatte, für alles alleine verantwortlich war und dazu ja noch einiges schief ging, hatte ich nach etwa 4 Wochen schon mal einen kleinen Koller, wo ich mich gefragt habe, warum ich mir das eigentlich antue.

Ich war jeden Tag um die 12 Stunden oder länger unterwegs. Auch wenn ich
müde war, musste ich halt trotzdem meistens weiter. Ich hatte selten mehr als eine Nacht am gleichen Ort. Wenn ich also mal einen Tag hatte, bei dem ich dachte, „heute wäre ich gern mal faul“ oder „schlechtes Wetter, da bleib ich doch lieber im Hotel und lese“, ging das halt einfach nicht, weil ich ja immer weiterreisen musste.

Und wenn ich dann an meinen Pausentagen gutes Wetter hatte (oder auch in den Momenten, wo ich lieber mal nen Nachmittag faul gewesen wäre), hatte ich sofort wieder so ein Gefühl von „Ich bin nur einmal hier, und jetzt verschwende ich hier den Tag/Nachmittag mit rumsitzen, wo ich eigentlich rausgehen und was sehen müsste!!“. Also diese Mischung aus FOMO und „Ich geb hier doch jetzt nicht so viel Geld aus um im Hotel zu sitzen“. Und das hat halt nach dem ersten Monat schon zu so ein paar „Was mach ich hier eigentlich??“-Momenten geführt.

Aber als ich gejammert habe, dass mich das Aus-dem-Koffer-leben gerade etwas fertig macht, hat mich eine Arbeitskollegin direkt wieder auf den Boden geholt, die einfach sagte “Ja, und wir hocken hier zuhause. Schau mal, wo du hockst.”

Aber Heimweh ist bei mir Gott sei Dank eigentlich nie wirklich ein Thema. Ich bin es durch meine diversen Auslandsaufenthalte ja schon gewohnt gewesen, lange Zeiten von zuhause weg zu sein. Und die “Zurückgebliebenen” habe ich per Blog (“The whiny wanderer” – der Name ist bei mir Programm, wie man vielleicht merkt) und gelegentlichem WhatsApp-Status auf dem Laufenden gehalten.

Was hat dir die Reise geschenkt?

Nicole in Hobbiton in Neuseeland
Nicole in Hobbiton in Neuseeland

Ich komme aus einer Arbeiterfamilie, die sich nie einen Urlaub leisten konnte, habe recht lange studiert und dann lange in einem nicht so wahnsinnig gut bezahlten Job gearbeitet. Deshalb hatte ich immer, wenn ich etwas gebucht habe, ein schlechtes Gewissen, dass ich Geld fürs Reisen ausgebe. Das hat der Vorfreude früher immer so ein bisschen einen negativen Beigeschmack gegeben.

Das hat sich seit meinem Mikro-Sabbatical definitiv verändert. Jetzt weiß ich einfach: Reisen gibt mir mehr, als es mich kostet (auch wenn mein Konto vielleicht anderer Meinung ist). Seitdem bleibe ich lieber 2 Tage länger und schau mir alles an, was ich sehen will, und versuche auch, auf jeder Reise irgendetwas Besonderes zu machen, wozu ich früher “nein” gesagt hätte – sei es z.B. eine neue Sportart ausprobieren, oder einfach etwas tun, was ich mir eigentlich nicht so ganz zutraue. Seitdem war ich u.a.

  • paragliden,
  • beim Indoor Skydiving,
  • bin den W-Trek in Patagonien und
  • den Inka Trail in Peru gelaufen…
  • und verbringe überraschend viel Zeit in Bällebädern.

Zurück in Deutschland: Hattest du einen umgekehrten Kulturschock? Was hat dir geholfen?

Für einen echten Kulturschock war ich damals, glaube ich, nicht lange genug unterwegs. Plötzlich wieder jeden Tag 8 Stunden am Schreibtisch sitzen zu müssen, statt in den Bergen oder am Strand unterwegs zu sein, war allerdings schon ein Downer.

Was hat sich nach dem Sabbatical für dich verändert?

Dadurch, dass recht kurz nach Ende meines Sabbaticals Corona und der Lockdown starteten, kann ich gar nicht sagen, ob sich durch das Sabbatical wirklich viel für mich verändert hat, weil das natürlich sehr schnell in den Fokus gerückt ist.

Seit Corona arbeite ich allerdings 100% im Home Office und verbringe sehr viel Zeit alleine, und das hat definitiv einiges an meinem Reiseverhalten verändert. Seitdem mache ich Gruppenreisen – etwas, wozu man mich vor der Pandemie hätte zwingen müssen. Doch wenn man den Großteil des Jahres Menschen nur digital sieht, ist 3 oder 4 Wochen mit Fremden verbringen gar nicht mehr so abschreckend.

Jetzt buche ich auch mal eine Reise ohne das Land im Vorfeld zu Tode zu recherchieren, denn bei den Gruppenreisen habe ich ja sowieso keinen Einfluss darauf, wo es hingeht. Also ist recherchieren eher kontraproduktiv für meine FOMO.

Ich setz mich da morgens einfach in den Bus und denk mir “er wird mich schon irgendwo rauswerfen, wo’s schön ist”. Das führt allerdings mittlerweile auch dazu, dass ich extrem faul geworden bin, meine Solo-Reisen zu planen – da würde ich mir die Planungswut manchmal etwas zurückwünschen.

Ausblick: Was wäre dein Tipp für jemanden, der:die überlegt, ein Sabbatical zu machen, sich aber vielleicht noch nicht so richtig traut?

Wenn die Wahl ist zwischen “machen” und “nicht machen”, dann ist “machen” immer die richtige Antwort. Und wie man an mir sieht: Es muss auch nicht immer gleich ein halbes oder ganzes Jahr sein. Auch 3 Monate können eine tolle Auszeit sein, werden ggf. deutlich einfacher vom Unternehmen genehmigt, und man hat nicht den ganzen Hassle mit Wohnung untervermieten, sich um Versicherungen kümmern etc. Und auch finanziell ist es ggf. nicht so ein großes Commitment, wenn man nicht gerade so reist wie ich.

Mir hat das Recherchieren und Infos sammeln sehr geholfen, mich am Ende dafür zu entscheiden, es wirklich zu machen. Weil: Wissen ist Macht! Und gibt einfach Sicherheit.

Plus der Fakt, dass ich scheinbar jedem erzählt hatte, dass ich es vorhabe und dann alle auch erwartet haben, dass ich es tatsächlich mache. Auch das kann also Motivation sein. Und selbst wenn Dinge schiefgehen sollten – ja, ist blöd und ärgerlich und vielleicht auch scary in dem Moment, aber auch schlechte Erfahrungen sind Erfahrungen. Ich persönlich traue mich mit jeder Reise-Failure bei der nächsten Reise mehr, weil ich weiß, dass mich so schnell doch nichts umhaut.

Über Nicole

Nicole in Südafrika
Nicole in Südafrika

Ich bin Nicole und – obwohl es mich gewöhnlich total stresst, weil ich tief im Herzen ein echter Feigling bin – liebe ich es, zu reisen, bewaffnet mit Papiertüte, einer Excel-Tabelle und einem sehr, sehr detaillierten Plan A, B, C und D.

Murphy’s Law ist allerdings mein ständiger Begleiter, was ziemlich oft dazu führt, dass meine Pläne in Flammen aufgehen und ich mich mit Naturkatastrophen, Verkehrschaos, wild gewordenen Tieren, Krankheiten, Terroranschlägen (ja, auch die) oder anderen bizarren Situationen rumschlagen muss. Auch TSA-Agents auf der ganzen Welt scheinen eine ungesunde Obsession mit mir zu haben (sehr zur Belustigung meiner Freunde).

Aber what doesn’t kill you makes you stronger – auch wenn ich sehr dankbar wäre, wenn es vielleicht in Zukunft weniger Dinge versuchen würden…

Nicole kannst du auf Instagram folgen.

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