Zusammen mit ihrem damaligen Freund hat Claudia vom Modern-Sabbatical-Team sich einen Lebenstraum erfüllt: 1 Jahr Weltreise durch 20 Länder über vier Kontinente. Im Sabbatical-Interview verrät sie, wie es dazu kam, was sie mit Wohnung und Job gemacht hat, aber auch was die schönsten Momente auf der Weltreise waren und was sich in ihrem Leben seither verändert hat.
- Reisemotto: 366 Tage Sommer
- Reiseziele: Süd- und Mittelamerika, USA, Neuseeland, Australien, Asien, Afrika
- Dauer: 1 Jahr
- von … bis: 10.2015-10.2016
- Reiseart: als Paar
- Reisetyp: Flashpacker
- Koffer oder Rucksack: Kofferrucksack, 60 L + Tagesrucksack, 25 L
- Gesamtbudget pro Person: 35.000 Euro
- Monatsbudget pro Person: 2.900 Euro
- Impfungen: Gelbfieber und Tollwut
- Job: unbezahlter Sonderurlaub (11 Mon.) + Resturlaub (2 Mon.)
- Wohnung: untervermietet
- Aus Deutschland abgemeldet: nein
- Versicherungen: Kranken, Hausrat, Haftpflicht (alle HUK Coburg), Tauchen (aquamed), Foto, Reiserücktritt (Allianz)
Warum hast du dich für ein Sabbatical entschieden?
Ich hatte damals schon länger mit der Idee einer Weltreise geliebäugelt. Tatsächlich war es dann aber ein trauriger Anlass, der die Entscheidung gebracht hat.
Es war Anfang April und einer der ersten richtig schönen Frühlingstage des Jahres. Ich hatte mich mit meinem damaligen Freund nach der Arbeit verabredet, und wir trafen uns in einem kleinen Lokal am Isebekkanal in Hamburg. Wir konnten an diesem Abend sogar draußen sitzen. Der Frühling und so eine besondere Aufbruchstimmung lagen in der Luft.
Er erzählte mir von einem Artikel, den er gelesen und der ihn sehr bewegt hatte. Es war ein → Nachruf von Micki Beisenherz auf einen Radiomoderator, der während seiner Sendung plötzlich tot umgefallen war. Micki appellierte am Ende des sehr bewegenden Artikels, keinen Tag mehr mit dem Verwirklichen der eigenen Lebensträume zu warten.
In dem Moment trafen wir die Entscheidung für die Weltreise. Fünf Monate später saßen wir im Flugzeug nach Buenos Aires. Ein Jahr Sommer vor uns …
Was hast du mit deinem Job gemacht?
In unserem Unternehmen war ich die erste, die ein Sabbatical nehmen wollte. Da wir möglichst schnell losreisen wollten, kam nur unbezahlter Sonderurlaub infrage. Eine Regelung dafür gab es nicht, wie ich von Personalrat und der Personalabteilung erfahren hatte. Ich musste meine Chefin also einfach fragen.
Ich bat sie also um einen Gesprächstermin, wohl wissend, dass ich auf ihre Zustimmung angewiesen war. Mit mulmigen Gefühl im Bauch trug ich ihr meinen Wunsch vor. Sie sagte sofort „ja“. Unser Direktor tat es ihr später gleich und sagte nur, sowas würde er auch gerne machen.
Damit war alles klar. Ich bekam elf Monate unbezahlten Sonderurlaub, zwei Monate konnte ich mit regulärem Jahresurlaub und Überstunden frei nehmen.
Meine Vertretung organisierte ich weitestgehend selbst, schrieb Anleitungen für meine Aufgaben und bereitete die Job-Übergabe bestmöglich vor.
Tatsächlich fand meine Abteilung eine hochqualifizierte Vertretung, die von Tag 1 an unterstützte und neue Impulse setzen konnte.
Pünktlich nach 13 Monaten kam ich auf meinen alten Job zurück. Eine Woche später war es, als wäre ich nie weg gewesen …
Wie ich später erfahren habe, hätte ich mein Sabbatical sogar noch verlängern können. Aber für mich war das eine Reisejahr genau der richtige Zeitraum.
Was hast du mit deiner Wohnung gemacht?
Wir hatten einen 4-Zimmer-Wohnung in Hamburg-Eimsbüttel, einem sehr beliebten Stadtteil. Kein Problem die unterzuvermieten, dachten wir. Wie sich herausstellte, war es tatsächlich aber gar nicht so einfach, jemand passenden zu finden. Deswegen würde ich jeder:m raten, die:der denselben Plan hat, rechtzeitig mit der Untermietersuche anzufangen.
Den Mietvertrag mit unserem perfekten Untermieter haben wir dann auch erst drei Tage vor Abreise unterschrieben. Die Hauseigentümerin hatten wir frühzeitig involviert. Sie muss einverstanden sein.
Wir haben dann unser ganzes Zeug in eines der Zimmer gestellt, das wir nicht mitvermietet haben. Die restliche möblierte Wohnung haben wir dann zum Mietpreis, den wir selbst zahlten, vermietet. So konnten wir die Ausgaben zuhause während unserer Reise minimieren,
Tipp: Die Übergabe der Wohnung haben wir gefilmt und speziell auf die teureren Einrichtungsgegenstände hingewiesen. Aber wir haben die Wohnung in einem sehr guten Zustand zurückbekommen und konnten nach dem Jahr auf Weltreise wie geplant in unser Zuhause zurückkehren.
Welche Versicherungen hast du für die Reise abgeschlossen?
Die wichtigste Versicherung ist sicher die Auslands-Krankenversicherung: Ich bin gesetzlich bei der Barmer GEK versichert. Die Barmer hat für Langzeit-Auslands-Krankenversicherungen eine Kooperation mit der HUK Coburg. Dadurch habe ich die Versicherung sehr günstig bekommen und nur ca. 1 Euro/Tag gezahlt. Dominik hat die Versicherung über den ADAC abgeschlossen, der auch ein gutes Angebot hatte.
Da wir mehr als zwei Wochen die USA bereisen wollten und viele Versicherungen dieses Land wegen der hohen Behandlungskosten im Krankheitsfall ausschließen, war für uns wichtig, dass die USA ohne großen Aufpreis inkludiert ist. Das war sowohl bei der HUK als auch beim ADAC der Fall. Worauf du sonst noch beim Abschluss einer Langzeit-Auslands-Krankenversicherung achten mussten, habe ich dir in einem Extra-Artikel zusammengestellt: → Krankenversicherungen auf Langzeitreisen im Ausland.
Reiserücktritt: Da wir für die Weltreise für mehrere tausend Euro ein → Round-the-World-Ticket und eine → Tauchsafari auf die Galapagos-Inseln gebucht hatten, haben wir uns dafür entschieden, eine Reiserücktritts-Versicherung abzuschließen. Glücklicherweise haben wir sie nicht gebraucht.
Tauchversicherung: Wir wollten auf der Weltreise möglichst viel tauchen. Tauchunfälle sind jedoch sehr speziell und können schnell ins Geld gehen. Deswegen haben wir für ca. 45 Euro/Jahr eine extra Tauchversicherung bei aqua med abgeschlossen.
Fotoequipment: Wir hatten beide unsere Spiegelreflexkameras und eine Actionkamera dabei und haben dafür eine Fotoequipmentversicherung abgeschlossen.
Haftpflicht: eine Standardversicherung, die wir ohnehin beide schon hatten und die weltweit für Schäden, die du verursachst, gilt.
Hausrat: Die Hausratsversicherung haben wir ebenfalls nicht für die Reise abgeschlossen, aber sie galt auch während unserer Abwesenheit für unseren Hausrat in Hamburg.
Was hast du mit der Kranken- und Rentenversicherung in Deutschland gemacht?
Die Krankenversicherung in Deutschland habe ich gekündigt. Dazu musste ich das Flugticket und einen Nachweise über meine Auslands-Krankenversicherung vorlegen. Mit Abmeldebestätigung aus Deutschland geht das ebenfalls. Acht Wochen vor unserer Rückkehr habe ich Kontakt mit meiner Krankenversicherung aufgenommen, um mich dort wieder anzumelden: für die ersten zwei Wochen freiwillig versichert, dann wieder über meine Arbeitgeberin. Das ging problemlos auch von unterwegs, sodass ich in Deutschland sofort wieder versichert war.
Wegen der Rentenversicherung habe ich mir einen → Beratungstermin bei der Deutschen Rentenversicherung geholt und mich über meine Optionen aufklären lassen. Das würde ich jeder:m empfehlen. Es ist kostenlos. Daraufhin habe ich die Zahlungen für die Rentenversicherung pausiert.
Reiseroute: Wann und wie lange warst du unterwegs?
366 Tage vom 1.10.2015-1.10.2016
Wie war (grob) deine Route?
Gestartet sind wir in Südamerika. Dort waren wir insgesamt 2,5 Monate in Argentinien, Brasilien, Peru, Bolivien und Ecuador.
Danach ging es für zwei Monate nach Mittelamerika, wo wir durch Panama, Costa Rica, Guatemala, Belize, Mexiko und Kuba gereist sind.
In den USA waren wir nur 17 Tage: in Los Angeles und auf Hawaii.
Danach ging es über die Datumsgrenze nach Neuseeland. Gestartet sind wir am 29.2., aus dem Flugzeug gestiegen am 2.3.! Die 1.3. dieses Jahres gab es für uns also nie. In Neuseeland sind wir mit einem Mietwagen von Queensland bis nach Auckland gefahren.
Auf Neuseeland folgte West-Australien. Für zwei Monate sind wir mit dem Camper von Perth bis nach Darwin – eine der schönsten Zeiten auf der Weltreise!
Im günstigen Asien waren wir zwei Monate, vor allem in Indonesien, kurz in Thailand und für knapp zwei Wochen in Myanmar.
Die letzten 1,5 Monate haben wir in den beiden afrikanischen Ländern Äthiopien und Tansania verbracht. Letzte Station: Sansibar.
Wie konkret hast du im Voraus deine Reiseroute festgelegt?
Wir haben die Route durch das Round-the-World-Ticket (RTW-Ticket) grob festgelegt. Darüber hatten wir 14 Flüge, die wir exakt antreten mussten. 2x haben wir Flüge verschoben. Viele andere haben wir unterwegs dazugebucht.
Aber zwischen den Terminen von den Flügen auf dem RTW-Ticket hatten wir teilweise recht lange Zeit, zum Beispiel zwei Monate. So war noch Raum für das Feintuning. Für uns hat das sehr gut gepasst, weil wir so immer zu einer guten Reisezeit an den Orten waren. Sechs Wochen Neuseeland im Regen sind nicht so lustig.
Was hast du für deine Reise bezahlt?
Insgesamt habe ich für die Reise 35.000 Euro ausgegeben. Davon 5.000 Euro fürs Tauchen und 6.500 Euro für Flüge.
Wie hast du deine Reise finanziert?
Da wir uns erst 5 Monate vorher für die Reise entschieden haben, blieb nicht mehr viel Zeit zum Sparen. Ich habe meine Kosten zuhause auf ein Minimum reduziert und mein Sparkonto restlos geplündert. Aber ich habe nie bereut!
Da ich schon eine Weile vorher Vollzeit berufstätig war, kein eigenes Auto oder eine Immobilie zum Abbezahlen habe, hatte sich genug Geld auf meinem Sparkonto gesammelt.
Wie hast du es geschafft, deine Kosten zuhause vor und während der Reise zu reduzieren?
Als wir uns für die Weltreise entschieden hatten, haben wir diesen Bereichen gespart:
- nicht mehr Essen oder ins Café gehen, selber Kochen!
- keine unnötigen Anschaffungen oder Klamottenkäufe mehr
- Fitnessstudio pausiert
- Versicherungen pausiert/gekündigt (Tipp: Wenn du dich aus Deutschland abmeldest, hast du ein Sonderkündigungsrecht.)
- Reiseequipment, wo sinnvoll, günstig gekauft
- Wohnung kostendeckend untervermietet
- Kosten getrackt, um den Überblick zu behalten (unser Tipp: mit der App Trail Wallet fürs iPhone geht das ganz leicht, ohne nervige Excellisten)
Vorlaufzeit: Wie und wie lange hast du dein Sabbatical geplant?
Die Entscheidung für das Sabbatical hatten wir 5,5 Monate vorher getroffen. Das Ok von unseren Jobs hatten wir vielleicht 4,5 Monate vorher. Sehr viel Zeit zum Planen blieb also nicht.
Wo hast du gute Infos für dein Sabbatical gefunden?
Wir haben uns überlegt, was wir beide unbedingt machen/sehen möchten, wie z. B. Kuba oder die Galapagos-Inseln und dann Reiseführer aus der Bücherhalle ausgeliehen und gewälzt. Wir haben auch eine Pinnwand mit unseren zwölf Reisemonaten gemacht, auf die jede:r ihr:sein Wunschziel für den jeweiligen Monat stecken konnte.
Irgendwann kamen wir nicht weiter und fühlten uns auch von der Größe des Projekts überfordert. Schließlich sind wir in eine Reiseagentur gegangen, die sich auf solche Projekte spezialisiert hat. Mit denen zusammen haben wir die Route geplant und dort unser Round-the-World-Ticket gebucht. Wir fanden es auch gut, einen verlässlichen Partner zuhause zu haben, den wir im Notfall anrufen können und sagen: „Holt uns hier raus und bucht uns einen Flug irgendwohin“. Dieser Notfall ist zwar nie eingetreten, aber es war ein gutes Gefühl, ein kleines Back-up zu haben. Tatsächlich hat die Reiseagentur aber zweimal Flüge für uns umgebucht, während wir irgendwo auf einem Tauchboot oder in einem Nationalpark waren.
Unsere Tauchsafari haben wir in einem speziellen Tauch-Reisebüro in Hamburg gebucht. Dort hatten wir auch schon vorher Tauchreisen gebucht.
Tatsächlich haben wir darüber hinaus dann nur noch unsere erste Unterkunft via Airbnb und einen Spanischkurs in Buenos Aires gebucht. Alles andere haben wir spontan während der Reise gemacht, was ohne Probleme ging. Rückblickend war also gar nicht sooo viel zu planen.
Für unser → Weltreise-Equipment haben wir uns intensiv im Globetrotter in Hamburg beraten lassen und natürlich im Internet recherchiert.
Was war für dich die größte Herausforderung bei der Planung der Reise?
Die Größe des Projekts. Wie plant man ein ganzes Reisejahr?! Aber als wir uns damit mal an einen Experten gewendet hatten, ging eigentlich alles ganz schnell.
Welche Impfungen hast du machen lassen?
Da ich schon vorher viel und fern gereist bin, waren die Standardimpfungen bei mir alle noch aktuell, sodass ich nur noch Gelbfieber und Tollwut habe machen lassen.
Koffer oder Rucksack?
Kofferrucksack! 60 L. Da war ich immer so bei 15 kg. Das Rucksackgestell habe ich in dem Jahr nur fünfmal gebraucht, ansonsten war ich superglücklich mit den Rollen. Zusätzlich hatte ich einen Tagtes Tagesrucksack mit 25 L für Wertsachen oder Tagestouren.
Hattest du ein Reisemotto oder eine Mission?
Wir wollten ein Jahr Sommer haben.
Welche Anschaffungen habt ihr für die Weltreise gemacht?
- Kofferrucksack (60 L)
- Tagesrucksack (25 L)
- Wanderschuhe vom Discounter
- Laptop – weil wir gebloggt haben
- E-Reader (tolino)
- langes Unterteil (Merino-Wolle)
- Wind- und Regen-abweisende Jacke
- Geldgürtel
- Vakuumverpackungen zum Platzsparen
- aufhängbare Kulturtasche
- Reisehandtuch (1x klein, 1x groß)
- Stativ fürs Handy
- Powerbank
Unsere besten Tipps, was in den Weltreisekoffer gehört, findest du in diesem Artikel: → 13 Ausrüstungstipps .
Was waren deine drei Lieblingsstücke im Weltreisekoffer?
- mein Fleece – ich friere immer so schnell – es lebe das Zwiebelprinzip
- mein E-Reader tolino – mit ihm konnte ich mir von überall auf der Welt Bücher aus den öffentlichen Bücherhallen ausleihen. Perfekt.
- die Mehrfahrsteckdose – bei viel technischem Equipment ein Must-have!
Was war das unnützeste Gadget, das du dabei hattest?
Schminke und Schmuck, beides habe ich bei erster Gelegenheit wieder auf den Heimweg geschickt.
Welche Technik hattest du auf Reisen dabei?
- Handy
- Spiegelreflexkamera
- Laptop (11 Zoll)
- E-Reader
- Externe Festplatte
- USB-Sticks
Unsere besten Tipps für Technik auf Reisen, findet du in diesem Artikel: → Technik für Reisende: unsere 15 All-Star-Gadgets.
Deine Tipps, um kostengünstig zu reisen?
- Zuallererst ist es unheimlich hilfreich, zu wissen, was man ausgibt, und die Kosten im Blick zu behalten. Die ersten drei Wochen habe ich mich abends mit einer Excel-Liste rumgequält. Dann habe ich glücklicherweise die App Trail Wallet entdeckt, mit der ich leicht von unterwegs die Kosten erfassen und kategorisieren konnte. Das war eine große Hilfe, und so wussten wir kostentechnisch immer, wo wir stehen!
- Der Klassiker „Verhandeln“ gilt natürlich auch auf einer Weltreise. Dabei hilft es, zeitlich flexibel zu sein, um ggf. auch mal ein Angebot ablehnen oder auf eines warten zu können.
- Aktivitäten vor Ort zu buchen, ist oft günstiger. Dann kannst du Schnäppchen machen, musst aber auch Zeit und Flexibilität mitbringen. Wir haben das bei der Tauchsafari auf die Galapagos-Inseln festgestellt und dann später bei einer Tour im Komodo-Nationalpark umgesetzt.
- Sich Tipps von anderen vor Ort holen ist ebenfalls immer eine gute Idee. Denn seien wir mal ehrlich, so einsam sind unsere Reisepfade meist nicht, dass uns nicht doch oft jemand entgegen kommt, der:die ähnliche Interessen und Routen hat. Also, sprechen und fragen. Das hilft ohnehin viel.
- Auch ein Klassiker: auf Märkten essen statt im Restaurant, sich selbst versorgen, in der Hostelküche selbst kochen. Denn Essen gehen kann in einigen Ländern wie Australien oder Neuseeland das Reisebudget empfindlich schröpfen.
- Je nach Hygiene- und Privatsphäre-Bedürfnis: auf ein eigenes Bad verzichten oder im Mehrbett-Zimmer übernachten. Haben wir aber eher selten auf der Weltreise gemacht.
- Chickenbusse statt Fliegen, kostet Zeit, aber weniger Geld und ist sicher die authentischere Reiseerfahrung.
- Tickets vor Ort selbst buchen und nicht über eine Agentur, z. B. Busfahrkarten am Busbahnhof.
- Local Sim-Cards fürs Handy, um selbst erreichbar zu sein und sich kümmern zu können. Lohnt sich natürlich nur, ab einer gewissen Aufenthaltsdauer im jeweiligen Land. Aber wir haben das sehr viel gemacht.
Was hast du gegen Reisemüdigkeit oder Heimweh gemacht?
Gegen Reisemüdigkeit haben wir Urlaub vom Reisen gemacht. Bei unserem Reisetempo war das ca. alle sechs Wochen für eine Woche nötig. Und dann einfach mal nichts gemacht, Seele baumeln lassen und all die Reise-Eindrücke verarbeiten.
Gegen Heimweh: Kontakt mit zuhause gehalten, z. B. über eine WhatsApp-Broadcastliste, Skype, E-Mail, Telefon usw. Da du heutzutage überall Internet hast und dein Smartphone immer dabei, kommt es einem manchmal gar nicht so vor, als sei man weg.
Da wir zu zweit gereist sind, hatte ich mit meinem Partner mein eigentliches Zuhause auch immer dabei. Deswegen war mein Heimweh nicht besonders stark, höchstens vielleicht mal, wenn wir uns so richtig gezofft haben. Aber da half dann, sich wieder zu vertragen.
Was war das Schlimmste, das dir auf der Reise passiert ist?
Es gab schon ein paar brenzlige Situationen, aber zum Glück nichts lebensbedrohliches. Oft hat es geholfen, aufs Bauchgefühl zu hören, um Schlimmeres zu vermeiden.
Für mich war die schlimmste Situation, als Dominik einmal beim Tauchen unter Wasser von der Gruppe getrennt war, und ich nicht wusste, was mit ihm ist. Man hört ja immer wieder von Leuten, die in einen Strömungskanal geraten und aufs Meer hinaus gerissen werden. Das waren schlimme Augenblicke, als ich nicht wusste, was mit ihm ist. Kopfkino pur. Glücklicherweise tauchte er – im wahrsten Sinne des Wortes – schnell wieder unversehrt auf. Er hatte gerade einen Hai gefilmt und hatte deswegen verpasst, dass wir in einen Strömungskanal abgebogen sind. Plötzlich waren wir weg.
Unter Wasser hat er dann zufällig schnell eine andere Gruppe gefunden und sich ihr angeschlossen, um nicht in unbekannten Gewässern alleine unterwegs zu sein. Das war sicher die beste Entscheidung aus seiner Sicht, aber für mich war es der reinste Horror.
Über ein paar andere herausfordernde Momente haben wir auf unserem Reiseblog Weltreize geschrieben:
Was waren deine schönsten Erlebnisse? Welche Träume hast du dir erfüllt?
Es gab ganz viele unvergessliche Erlebnisse, die ich auch mal in einem Artikel zusammengeschrieben habe: Der große Weltreiserückblick: Wo war’s am schönsten? Hier ein paar unserer Lieblingsorte:
- In Sachen Tauchen war die Bootstour auf den Galapagos-Inseln absolut unschlagbar. 40% der Tiere leben nur dort. Wir hatten einen Tauchgang mit Schildkröten, Pinguinen, Hammerhaien und Robben.
- Die Iguazu-Wasserfälle in Argentinien und Brasilien waren absolut beeindruckend. Wahnsinn, welche Kraft Wasser hat.
- Die Menschen auf Kuba haben uns mit ihrer Herzlichkeit und Lebensfreude im Sturm erobert.
- Die große Freiheit mit dem Campervan in West-Australien. Dort gibt es einfach die coolsten Tiere, und wir waren sogar mit Walhaien schnorcheln.
- Das wunderschöne, unverdorbene Myanmar mit seinen unzähligen Tempeln und Mönchen.
- Und auf jeden Fall die Safari in der Serengeti in Tansania – das war auch so ein Traum, den wir uns erfüllt haben. Das Licht in Afrika ist einfach unbeschreiblich.
- Die Natur in Neuseeland ist unvergleichlich schön. Außerdem hat Spaß gemacht, sich auf die Suche nach Drehorten „Der Herr der Ringe“-Filme zu machen!
Nach Hause kommen: Was hat sich nach dem Sabbatical für dich verändert?
Erstmal scheinbar nichts. Ich bin in mein altes Leben (in die Wohnung, in den Job) zurück, was ja auch der Plan und an sich nicht schlecht war. Im Freundes-, Familien- und Kollegenkreis war die Weltreise für alle kurz Gesprächsthema, dann war sie fast wieder vergessen.
Ich war irgendwie diffus enttäuscht, dass sich nicht irgendwas Fundamentales verändert hatte. Sollte mein Leben jetzt einfach so weitergehen wie vorher?
Aber dann, nach und nach, und eher still und leise, traten doch ein paar Veränderungen ein. Ich bloggte weiter auf Weltreize.com, während mein damaliger Freund kurz nach seiner Rückkehr das Interesse verlor. Ich besuchte den Stammtisch der digitalen Nomaden in Hamburg und lernte dort spannende Leute und neue Lebensentwürfe kennen.
Anfang 2017 lernte ich auch Reiseblogger-Kollegin Nicole, zumindest digital, kennen. Sie hatte auf ihrem Blog PASSENGER X eine Sabbatical-Interviewreihe und lud mich ein mitzumachen. Ich fand die Interview-Serie so gut, dass ich ihr vorschlug, mehr daraus zu machen. So entstand die Idee für das Modern-Sabbatical-Projekt. Wir tourten über Reise-Messen und Travel-Festivals und gaben Workshops und Master Classes. Dann kam das Leben dazwischen und Nicole entschied sich, bei Modern Sabbatical auszusteigen.
Ich beteiligte mich auf Facebook in Reisegruppen und lernte so eines Winterabends im Januar 2017 die erste andere Reisebloggerin persönlich kennen: Imke von Crappy Radio Stations, mit der ich dann von 2020 bis 2022 immerhin das halbe Buch schrieb, bevor sich Imke aus Zeitgründen aus dem Projekt zurückzog!
Wenig später besuchte ich mein erstes Reiseblogger-Treffen, dann gründeten Imke und ich den Reiseblogger-Stammtisch Hamburg und lernten noch mehr Gleichgesinnte kennen. Mein Blickwinkeln veränderte sich. Ein Jahr später gründeten wir daraus das Netzwerk Reiseblogger Hamburg, das inzwischen sehr erfolgreich ist.
Ich reduzierte meine Arbeitszeit im Festangestelltenjob erst auf 80 % (2018), dann auf 60 % (2019) und durch einen internen Jobwechsel auf 50 % (2020). Dort mache ich jetzt das Redaktionsmanagement für den Unternehmensblog. Nebenbei machte ich mich mit dem Reiseblog selbständig. Heute bin ich also Vollzeit-Bloggerin, halb festangestellt, halb selbständig. Tatsächlich kann ich inzwischen von überall auf der Welt arbeiten, was ich sicher bei Gelegenheit mal ausprobieren werde.
Das volle Monatsgehalt habe ich gegen Zeit, Freiheit und Flexibilität getauscht. Vermutlich arbeite ich durch meine Selbständigkeit mehr denn je, aber da ich es oft nicht als Arbeit empfinde, es mir Spaß macht und ich selbst bestimmen kann, kommt es mir nicht so vor. 2019 bin ich trotz Festangestelltenjob fünf Monate gereist. Zwar nicht am Stück, aber immer wieder. Ich habe mein Leben und vor allem meine Einstellung stark verändert, und seit dem Start der Welteise vor fünf Jahren unglaublich viel gelernt.
Ausblick: Was wäre dein Tipp für jemanden, der:die überlegt, ein Sabbatical zu machen, sich aber vielleicht noch nicht so richtig traut?
Einfach machen. Wenn eine längere Reise dein Traum ist, gibt es keinen Grund zu warten. Du wirst nur bereuen, was du nicht getan hast und die Umstände dafür sind nie perfekt.
Mehr Erfahrungsberichte: alle Sabbatical-Interviews auf Modern Sabbatical:
- #13 – mit Constance: als vierköpfige Familie 13 Monate auf Weltreise
- #12 – mit Vanessa: sieben Jahres Weltreise als Paar
- #11 – mit Sarah: vier Monate solo durch die USA
- #10 – mit Steffi aus der Schweiz: ein Jahr Weltreise als Paar
- #9 – mit Uta: zweimal Work & Travel & ein Buch
- #8 – mit Anna & Sven: 2 Weltreisen, Reise 3.0 & die Expedition Lieblingsorte
- #7 – mit Jacqueline vorab: Jobs auf Eis und 1 Jahr um die Welt
- #6 – mit Marie & Chris: One-Way-Ticket nach Zentralamerika
- #5 – mit Julia & Timo: im Geländewagen durchs südliche Afrika
- #4 – mit Nicole #4: zwei Auszeiten, einmal selbständig und zurück
- #3 – mit Imke #3: Job gekündigt und ein Jahr um die Welt
- #2 – mit Rebecca: 2 Auszeiten, Minimalismus & das richtige Mindset
- #1 – mit Claudia: 1 Jahr Weltreise durch 20 Länder auf 4 Kontinenten
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