Bis 2019 war Vanessa mit ihrem Partner Danny zweimal auf Weltreise und insgesamt sieben Jahre unterwegs. Für die meisten von uns eine unvorstellbar lange Zeit. Wo sie überall war, wie sie es geschafft hat, Danny zu begeistern, was die Reise gekostet hat, ihre besten Spartipps und die Antwort auf die sehr deutsche Frage, wie sie das mit der Rente gemacht hat, verrät Vanessa heute im Sabbatical-Interview.
- Reisemotto: Bei Fernweh hilft nur Reisen 😉
- Reiseziele: Malta, Singapur, Australien, Neuseeland, Hongkong, Macau, China, Chile, Argentinien, Uruguay, Peru, Dominikanische Rep., USA, Ungarn, Tschechien, Österreich, Thailand, Indonesien, Portugal
- Dauer: in Summe 7 Jahre
- von … bis: von 2012 –2019 /
- Reiseart: als Paar
- Reisetyp: Flashpacker
- Koffer oder Rucksack: Reisetasche mit Rollen
- Gesamtbudget pro Person/Jahr: 12.000 Euro
- Impfungen: Tollwut, Gelbfieber, Japanische Enzephalitis, Typhus (Standardimpfungen wie Hepatitis A + B und FSME hatten wir schon)
- Job: gekündigt
- Wohnung: aufgelöst
- Aus Deutschland abgemeldet: ja
- Versicherungen: Auslandskrankenversicherung und Gepäckversicherung
Ihr wart insgesamt sieben Jahre auf Weltreise, erst drei, dann vier. Wie kam es dazu?
Wir sind auf Weltreise gegangen ohne zeitlichen Rahmen, wir wollten es erst einmal ausprobieren und schauen, wie es uns gefällt und ob wir damit klarkommen. Dass uns das Reisefieber so packt, damit hatten wir selbst nicht gerechnet. Aber das Reisen hat uns so viel gegeben, dass wir nicht genug davon bekommen konnten. Ganz frei zu sein und dabei verschiedene Länder, Kulturen, Landschaften und Orte kennenzulernen – ein Traum!
Reiserouten: Wie war jeweils – ganz grob – eure Route?
Weltreise 1: Unsere erste Weltreise begann auf Malta. Dort planten wir auch einen Großteil der Reise und starteten dann mit Singapur – Australien – Neuseeland – Hongkong – China – Macau und Weihnachten zu Besuch nach Deutschland – und dann weiter nach Chile – Argentinien – Dominikanische Republik und USA.
Weltreise 2: Bei unserer zweiten Weltreise starteten wir mit unserem Lieblingsland Chile. Dann ging es weiter nach Argentinien – Peru – USA – Ungarn – Tschechien – Österreich – Chile – Uruguay – Thailand – Indonesien – Argentinien – Chile – Ungarn – Portugal.
Du bist mit deinem Partner gereist, warst aber diejenige, die den Weltreisetraum schon immer hatte. Wie hast du es geschafft, deinen Freund/Mann anzustecken?
Das war wirklich nicht so schwer, Danny zu überzeugen, da er selbst auch schon immer gerne unterwegs war. Trotzdem brauchte es natürlich ein bisschen Überzeugung 😉 Ich habe ihm immer viel von den Erlebnissen und Geschichten aus meinen Weltreise-Büchern erzählt, und dann haben wir auch hier und da mal einen Weltreise-Vortrag besucht.
Dazu habe ich Danny mein Lieblingsbuch „Weltreise: 4300 Tage unterwegs auf fünf Kontinenten“ zum Lesen gegeben, und das fand er auch sehr spannend. Und so begann die Idee einer Weltreise immer größer zu werden! Als wir dann einen Roadtrip machten, stellten wir uns vor, wie es wohl wäre einfach weiter reisen zu können ohne Verpflichtungen. Danach wurde das Fernweh bei uns immer größer und die 30 Tage Urlaub im Jahr viel zu wenig zum Reisen.
Auf der ersten Reise wart ihr mit Round-the-World-Ticket unterwegs. Hat das für euch gut funktioniert?
Auf dem ersten Teil unserer Weltreise haben wir uns bei Travel Nation ein RTW-Ticket nach unseren Wünschen zusammenstellen lassen. Wir waren damit sehr zufrieden, da wir dadurch eine Sicherheit hatten und genau wussten, wann es wohin geht. Das war für den Anfang genau das Richtige für uns. Als wir dann schon etwas Weltreise erprobt waren, wollten wir flexibler sein und haben alle weiteren Flüge selbst gebucht.
Wie habt ihr es geschafft, so langes Reisen zu finanzieren?
Ich hab vor der Weltreise mehrere Jahre als Verlagskauffrau (Medienkauffrau Digital und Print) gearbeitet und Danny als IR-Manager. Dadurch konnten wir schon sehr gut sparen und auch etwas für die Weltreise anlegen.
Dazu haben wir unsere Wohnung aufgelöst und fast unseren kompletten Besitz verkauft und unnötige Abos gekündigt. Somit hatten wir keine laufenden Kosten mehr in Deutschland und konnten das Geld, was wir sonst in Deutschland für Miete, Versicherungen, Auto und Lebensmittel ausgegeben hätten, für das Reisen nutzen.
Während der zweiten Weltreise hab ich dann auch begonnen meinen Reiseblog aufzubauen, der zuvor eigentlich nur für Familie und Freunde gedacht war, um sie über unsere Reise auf dem Laufenden zu halten.
Sparsam Reisen: Was sind deine Tipps für sparsames Reisen? Wie habt ihr es geschafft, mit eurem Geld so lange hinzukommen?
Wir sind sehr langsam gereist, das heißt wir waren meistens 3 Monate oder länger an einem Ort. Wir haben uns z.B. ein Airbnb-Apartment gemietet (das war im Vergleich zu heute noch wesentlich günstiger), und haben durch die längere Zeit auch immer einen guten Monatsrabatt bekommen. Durch das Apartment konnten wir uns zudem selbst versorgen, anstatt täglich Essen zu gehen. Wir konnten auch ganz praktisch unsere Wäsche waschen, anstatt in die Waschsalons zu gehen. Aber das Beste daran war, dass wir so mitten unter Einheimischen leben konnten.
Unser Apartment diente uns zudem auch immer als eine Art Home-Base, von der wir unsere Ausflüge starteten. In Peru hatten wir zum Beispiel ein Apartment in Lima. Als wir unsere Machu Picchu Tour gemacht haben, haben wir ganz einfach unsere Reisetaschen dort gelassen und konnten so nur mit Handgepäck nach Cusco fliegen, was deutlich günstiger war.
Nach der ersten Weltreise, die drei Jahre ging, wolltet ihr eigentlich euer Leben in Deutschland wieder aufnehmen. Aber nach nicht mal einem Jahr seid ihr wieder los. Warum?
Im Nachhinein war die Rückkehr viel zu früh, wir hatten unseren Reisehunger einfach noch nicht gestillt. Es hat sich eher wie eine Pflicht angefühlt, wieder zurückkommen zu müssen in das „normale Leben“.
Und zurück hieß in die Heimat, wo noch alles genauso war wie vor der Reise, wo es sich immer noch alles um die gleichen Themen drehte und die Weltreise schnell abgehakt war. Das alles fühlte sich für uns irgendwie komplett falsch an und wir fragten uns schnell, was haben wir da nur gemacht?
Da war klar, dass das Fernweh nicht lange auf sich warten ließ und wir wieder losziehen mussten, um noch mehr von der Welt zu sehen.
Welche Auslandskrankenversicherung hattet ihr, die das auch über so einen langen Zeitraum mitgemacht hat?
Für unsere erste Weltreise nutzten wir die Auslandskrankenversicherung der Allianz von Sta Travel. Da man diese aber nur zweimal verlängern konnte, hatten wir uns dann bei unserer nächsten Weltreise gleich für die Langzeitauslandskrankenversicherung für 5 Jahre von Hanse Merkur entschieden. Damit waren wir sehr zufrieden.
Heimatbesuche: Wie oft und wie lange wart ihr zwischendurch zurück in Deutschland, um Freund:innen und Familie zu sehen?
Wie oft kann ich gar nicht mehr genau sagen, wir haben aber immer versucht unsere Route so zu planen, dass wir bei verschiedenen familiären Anlässen dabei sein konnten. Das war mit der Hanse Merkur zum Glück möglich, denn ab mindestens einem Jahr Versicherungszeit sind 6 Wochen Heimaturlaub pro Jahr inklusive.
Typisch deutsche Frage: Wie habt ihr das mit der Rentenversicherung gemacht?
Wir haben die Rentenversicherung stillgelegt und in dieser Zeit nichts eingezahlt. Das ist allgemein eine sehr schwierige Sache, inwiefern man davon später gut im Alter leben kann. Hier sollte man lieber selbst aktiv werden und alternativ das Geld anlegen.
Seit Ende 2019 seid ihr nun wirklich zurück in Deutschland. Wie war die Rückkehr diesmal?
Die Rückkehr hat sich diesmal richtig angefühlt. Wir wollten nach so langer Zeit endlich wieder an einem Ort sein und ankommen!
Beim Ankommen hatte es uns gut getan in eine für uns neue Stadt zu ziehen, damit nicht gleich wieder alles normal und bekannt ist. So hatten wir auch gleich die Aufgabe den neuen Ort zu erkunden und kleine Reisen zu machen.
Nach unserer letzten Rückkehr wussten wir, dass es wichtig ist, sich die Weltreise-Erlebnisse immer wieder ins Gedächtnis zu holen und sich daran zu erfreuen. Denn was so lange unseren Alltag bestimmt hat, wie das Reisen, bleibt für uns immer ein großes und schönes Thema, auch wenn der Alltag anklopft. Die Weltreise tragen wir immer in unserem Herzen weiter.
Vor allem ist es schön, dass wir die Weltreise-Erlebnisse miteinander erlebt haben, so wissen wir genau, um was es geht, wenn einer von uns anfängt und sagt „… weißt du noch …“.
Inwiefern hat euch die Reise verändert?
Ich würde sagen, wir sind noch viel dankbarer geworden und nehmen für Deutschland selbstverständliche Sachen bewusster wahr – wie zum Beispiel das Überangebot im Supermarkt, trinkbares Wasser aus dem Hahn oder unser deutscher Reisepass, der uns Zutritt zu so vielen Ländern gibt, usw.
Wir konsumieren allgemein weniger Medien, nutzen kein Auto mehr und gehen auch nicht unnötig Shoppen. Durch das Reisen haben wir Dinge mehr schätzen gelernt, vor allem das man nicht immer das Neuste besitzen muss, wenn das alte noch funktioniert oder noch zu reparieren geht. Wir wissen, dass wir nicht viel brauchen, um glücklich zu sein. Und schon gar nicht die typischen Statussymbole 😉
Man merkt beim Reisen auch, dass es so viele unterschiedliche Lebenswege gibt, die alle gut sein können und man auf keinen Fall voreingenommen sein darf, nur weil man es nicht anders kennt. Sonst verpasst man nämlich so viele schöne Möglichkeiten und Begegnungen.
Wie sieht dein Leben heute aus?
Das Reisen spielt auch nach unserer Weltreise immer noch eine große Rolle in unserem Leben, auch wenn wir wegen der Pandemie nicht so viel reisen konnten, wie wir gerne wollten. Meine Reise Bucket List wird jedenfalls nicht kürzer 😉
Wir leben derzeit in Frankfurt und ich betreibe weiterhin meinen Weltreise-Blog und möchte so viele Menschen wie möglich dazu ermutigen, raus in die wunderschöne Welt zu gehen. Ich liebe einfach das Reisen, und ich mag es darüber zu schreiben und mich mit anderen darüber auszutauschen.
Was wäre euer Tipp für jemanden, der:die überlegt, ein Sabbatical zu machen, sich aber vielleicht noch nicht so richtig traut?
Sei mutig und beginne einfach mit der Planung und starte deinen Traum. Es wird nie der richtige Moment kommen, der kommt erst, wenn du losreist! Die Weltreise wird eine der schönsten Zeiten in deinem Leben werden. Und denk daran, du wirst nur das bereuen, was du nicht getan hast! Also worauf wartest du noch?
Über Vanessa und meyouandtheworld
Ich heiße Vanessa, liebe den Sommer und Fußball, lese gerne Bücher, und das Reisen ist meine Leidenschaft. Der Sprung aus dem Arbeitsalltag und rein in die Weltreise war eines der besten Dinge, die ich gemacht habe. Weil ich das Reisen so wichtig und wertvoll find betreibe ich einen Weltreiseblog meyouandtheworld, also „Ich, Du und die Welt“, dort gibt es auch jede Menge Reisetipps von mir 🙂 Für mich ist es eine große Freude, wenn ich jemanden dazu ermutigen kann, den eigenen Reisetraum wahr werden zu lassen!
Hier meine Lesetipps
- 23 Gründe warum du eine Weltreise machen solltest
- 77 Weltreisetipps
- Weltreise-Erlebnisse
- Machu Picchu Guide mit Zug flexibel und günstig
- Weltreise und Arbeitsamt
Mehr Erfahrungsberichte: alle Auszeit-Interviews auf Modern Sabbatical:
- #13 – mit Constance: als vierköpfige Familie 13 Monate auf Weltreise
- #12 – mit Vanessa: sieben Jahres Weltreise als Paar
- #11 – mit Sarah: vier Monate solo durch die USA
- #10 – mit Steffi aus der Schweiz: ein Jahr Weltreise als Paar
- #9 – mit Uta: zweimal Work & Travel & ein Buch
- #8 – mit Anna & Sven: 2 Weltreisen, Reise 3.0 & die Expedition Lieblingsorte
- #7 – mit Jacqueline vorab: Jobs auf Eis und 1 Jahr um die Welt
- #6 – mit Marie & Chris: One-Way-Ticket nach Zentralamerika
- #5 – mit Julia & Timo: im Geländewagen durchs südliche Afrika
- #4 – mit Nicole #4: zwei Auszeiten, einmal selbständig und zurück
- #3 – mit Imke #3: Job gekündigt und ein Jahr um die Welt
- #2 – mit Rebecca: 2 Auszeiten, Minimalismus & das richtige Mindset
- #1 – mit Claudia: 1 Jahr Weltreise durch 20 Länder auf 4 Kontinenten